Pro REGENWALD

Mangrovenwälder

Als "Mangroven" bezeichnet man Küstenwälder, die im Gezeitenbereich tropischer Meeresküsten vorkommen und bei hohen Salzkonzentrationen besser wachsen als bei niedrigen. Das sensible Ökosystem zwischen Wasser und Land ist auf ruhiges, warmes Wasser angewiesen und ist deshalb vor allem in Meeresbuchten oder hinter Korallenriffen an den Küsten Südamerikas, Afrikas und Südostasiens zu finden.

Küstenwälder Die Mangrovenwälder setzen sich aus immergrünen Sträuchern und Bäumen zusammen, die zu unterschiedlichen Pflanzenfamilien gehören. Allen Arten ist jedoch gemeinsam, daß sie an die extremen Lebensbedingungen im Gezeitenbereich durch die Entwicklung spezieller Strukturen und physiologischer Prozesse angepaßt sind. Der Begriff "Mangrove" ist kein taxonomischer Begriff, der eine Gruppe von verwandten Pflanzenarten beschreibt.


angepaßt an den Lebensraum Die Pflanzen haben sich an den sehr wechselhaften und empfindlichen Lebensraum raffiniert angepasst


Anpassungen an den Lebensraum

Ein wichtiger Faktor ist die hohe Salzkonzentration im Küstenbereich, die den meisten Pflanzen ein Überleben unmöglich macht. Einige Mangroven-Arten haben spezielle Drüsen entwickelt, die ausschließlich der Salzabscheidung über die Blätter dienen. Eine weitere Möglichkeit, die Salzkonzentration zu reduzieren besteht darin, in Blättern Salze anzusammeln und diese durch verstärkte Wasseraufnahme zu verdünnen. Die dickfleischigen (sukkulenten) Blätter werden im Alter abgeworfen, womit sich die Pflanze einem Teil des aufgenommenen Salzes entledigt.

Stelzwurzeln Ein weiteres Problem stellt die permanente Meeresbewegung durch Ebbe und Flut für die Verankerung der Bäume dar. Um dieser mechanischen Belastung standzuhalten, werden Baumstämme häufig zusätzlich durch Stelzwurzeln abgestützt. Bei anderen Arten keimen die Samen bereits an der Mutterpflanze und wachsen dort zu Keimlingen heran. Haben sie eine Größe von mehreren Zentimetern erreicht, fallen sie ab, bohren sich in den Boden ein und laufen damit weniger Gefahr durch die Brandung weggespült zu werden.


Durch die Entwicklung von Atemwurzeln können die Mangroven auch bei regelmäßiger Überflutung die für die Pflanze notwendigen Atemung aufrechterhalten. Diese Spezialwurzeln sind mit feinsten Pooren, sogenannten Lentizellen, versehen, die nur für Gase, nicht aber für Wasser durchlässig sind. Bei Ebbe kann also Sauerstoff aufgenommen werden, der bei Flut in der Atmung verbraucht wird.

Atmen über Spezial-Wurzeln Spezielle Wurzeln ermöglichen das Atmen auch bei Überschwemmung der Pflanzen

Ökologische Funktion und wirtschaftliche Bedeutung

Mangroven übernehmen viele wichtigen Funktionen für die Küstenregion. Einerseits stabilisieren sie die Küste, verhindern den Abtrag des Bodens (Erosion) und beugen Überschwemmungen vor. Zum anderen stellen sie eine wichtige Ressource für die einheimische Bevölkerung dar, die Holz für den Hausbau und als Brennstoff, sowie Früchte und Heilpflanzen aus den Mangroven gewinnt.

Traditioneller Fischfang Traditionell leben die Bewohner der Küste von der Fischerei und sind deshalb auch indirekt von den Mangroven als Brutstätte für viele Weichtiere, Krebstiere und Insekten abhängig.
Werden die Küstenwälder zerstört, fehlt vielen Meerestieren der Lebensraum für eine ungestörte Entwicklung, was sich negativ auf die Fisch- und Krebsbestände auswirkt. Auch die Garnelen sind im Larvenstadium auf den Schutz der Mangroven angewiesen und werden ohne diese langfristig nicht überleben können.

Zerstörung der Mangroven

Mangrovenwälder sind ein sensibles Ökosystem an der Schnittstelle zwischen Wasser und Land. Sie stabilisieren die Küste und verhindert Erosion und Überschwemmungen. Mangroven stellen zudem eine wichtige Ressourcenquelle für die Bevölkerung dar. Sie versorgen die Menschen mit Bau- und Brennholz, Früchten, Gerbstoffen und pflanzlichen Heilmitteln. Als Brutstätte für viele Krebstiere und Fische sichern die Küstenwälder die Ernährung der Bevölkerung, die traditionell vom Fischfang lebt.

Schätzungen zufolge ist die Shrimpsindustrie durchschnittlich "nur" für etwa zehn Prozent der Mangrovenverluste verantwortlich. In Ländern mit größerer Produktion wie beispielsweise Thailand geht jedoch nahezu ein Fünftel davon auf das Konto der Garnelenfarmen, auf den Phillippinen sind es sogar 75 Prozent.

Die Auswirkungen der Mangrovenzerstörung sind bereits sichtbar. So forderte eine Sturmflut im Jahre 1991 in Bangladesh 1000 Menschenleben. Bei einer vergleichbaren Flut im Jahre 1960, also noch vor dem Verlust der Mangroven, kam niemand zu Schaden. Eine Befragung ecuadorianischer Fischer ergab, daß die Fischfangerträge mit der Mangrovenvernichtung in den letzten zehn Jahren um bis zu 90 Prozent zurückgingen - eine dramatische Entwicklung, die der Küstenbevölkerung die Lebensgrundlagen entzieht.



Leckerbissen mit Beigeschmack
Shrimps oder Garnelen

Shrimps, auch Garnelen genannt, werden zunehmend in Aquakulturen an tropischen Küsten gezüchtet. Einst von der FAO (Food and Agriculture Organisation) als Lösung des Eiweiß-Problems in den Ländern der 'Dritten' Welt gepriesen, entstanden im Laufe der 80er Jahre in Mittel- und Südamerika, Südostasien und später auch in Indien tausende von Shrimps-Farmen. Diese Entwicklung, auch als "blaue Revolution" bezeichnet, wurde von der Weltbank und den Entwicklungshilfe-Programmen der Industrieländer massiv gefördert. Statt die Ernährungssituation in den Entwicklungsländern zu verbessern, ist die Zucht von Garnelen aber zu einem Riesengeschäft für eine Minderheit geworden. Die Zuchtgarnelen werden fast ausschließlich nach Japan, USA und Europa exportiert, wo die Nachfrage nach dem Leckerbissen ständig steigt. Die Bevölkerung in den Entwicklungsländern dagegen leidet unter den ökologischen und sozialen Folgen dieser Produktionsweise.

Liebhaber von Meeresfrüchten wissen, daß Shrimps mit einer verwirrenden Vielfalt an Bezeichungen im Handel angeboten werden. Bei Krabben, Gambas, Camarones oder Crevetten handelt es sich jedoch immer um Garnelen aus der Großgruppe der Krustentiere, deren Lebensraum entweder die kalten, tiefen Gewässer des nördlichen Atlantiks oder die warmen Meere der Tropen sind.

Während Shrimps vor Jahren noch eine Delikatesse für Feinschmecker waren, haben sie sich heute vom Luxusartikel zum erschwinglichen Nahrungsmittel gewandelt. Der steigende Bedarf in den Industrienationen und der Rückgang der Erträge aus Wildfang aufgrund der Überfischung der Meere führte Anfang der 80er Jahre zur Entstehung von industriellen Zuchtanlagen an tropischen Küsten. Heute sind schon rund ein Drittel der weltweit gehandelten Garnelen in Aquakulturen gezüchtet. Hauptproduzenten sind Thailand, Ecuador und Indien, die zusammen etwa zwei Drittel der Weltproduktion erzeugen.

Biologie der Garnelen

Der Lebenszyklus tropischer Garnelen beginnt im offenen Meer, wo das weibliche Tier rund 100.000 Eier ablegt. Innerhalb von 24 Stunden schlüpfen die Larven, die nach etwa zwei Wochen in die nährstoffreichere Küstennähe schwimmen und dort im Schutz der Mangrovenwälder vom Larven-Stadium zu ausgewachsenen Tieren heranwachsen. Diesen Zyklus haben Fischer schon seit langem genutzt, indem sie bei Flut angespülte Larven in Überschwemmungsbecken zurückhielten. Die Garnelen wurden oft zusammen mit anderen Krebstieren für die Versorgung der lokalen Märkte ohne Zufütterung herangezüchtet. Besonders in Asien war der Wechsel zwischen Reisanbau und der Aufzucht von Garnelen ein wichtiger Bestandteil der Nahrungssicherung. Die Erträge sind dabei zwar gering, dafür belastet diese traditionelle Nutzung die Umwelt kaum.

Mangrovenwald - Kinderstube vieler Fischarten Wenn Shrimps-Farmen angelegt werden, dann am besten dort wo Mangrovenwald steht. Hier sind die Bedingungen optimal - und nur selten erhebt jemand Anspruch auf das Land (Mangrovenwald - Kinderstube vieler Fischarten)

Die industrielle Shrimpszucht

Heute ersetzen Aquakulturen diese Form der traditionellen Nutzung. Entlang von tropischen Küsten, bevorzugt an Flußmündungen, werden großflächig Becken für die intensive Garnelenzucht ausgebaggert. Die Mischung von Salz- und Süßwasser schafft ideale Lebensbedingungen für die Garnelen. Durch hohe Besatzdichten von bis zu 600.000 Tieren pro Hektar Fläche und die Zufütterung von eiweißreichem Fischmehl werden höchste Erträge erzielt. Diese Massentierhaltung auf engstem Raum ist sehr störanfällig und erfordert die ständige Kontrolle der Wasserqualität sowie einen täglichen Wasseraustausch in den Zuchtbecken. Dem Ausbruch von Krankheiten wird durch massiven Einsatz von Antibiotika und Pestiziden sowie eine regelmäßige Chlorung des Wassers vorgebeugt. Trotzdem traten beispielsweise in Thailand schon Ende der 80er Jahre große Verluste durch Seuchen auf und 1994/1995 brach die indische Produktion aufgrund einer Virusepidemie zusammen.

Ökoschäden sind unvermeidbar

Die Shrimpsindustrie verursacht weitreichende Schäden an der Umwelt. Die offensichtlichste Auswirkung ist die großflächige Zerstörung der Mangrovenwälder. Nach Schätzungen der FAO wurde in den letzten Jahrzehnten über die Hälfte dieser ökologisch besonders wertvollen Wälder zerstört.

Die Belastungen durch Shrimpszucht beschränken sich nicht auf die Zerstörung der Küstenwälder. Garnelen sind schlechte Futterverwerter. Für die Produktion von einem kg Shrimps werden zwei bis drei kg Fischmehl verfüttert. Etwa ein Drittel des eingesetzten Futters verfault bevor es gefressen wird und zwingt zu einem ständigen Wasseraustausch. Die Abwässer aus den Becken führen häufig zur Versalzung der umliegenden Böden und zur Überdüngung der Küstengewässer.

Der enorme Bedarf an Süßwasser hat häufig eine Absenkung des Grundwasserspiegels in der Region zur Folge. Im thailändischen Distrikt Ranot wurden für jede produzierte Tonne Shrimps täglich 33.000 Liter Trinkwasser genutzt. Der Grundwasserspiegel, der 1989 noch drei Meter unter der Erdoberfläche lag, sank bereits drei Jahre später auf sieben Meter ab. In Thailand stieg außerdem die Versalzung der Böden so drastisch an, daß der Reisanbau in der Umgebung von Shrimpsfarmen unmöglich wurde. Auch Indien und Bangladesh sind von solchen Entwicklungen betroffen.

Shrimps-Farm in Honduras Von oben sieht man, daß vom ehemaligen Mangrovenwald nicht viel übrigbleibt. Diese Uferregion hat ihre biologische Funktion verloren und sie ist durch die Eingriffe zur Belastung für die Region geworden.

Die Massentierhaltung verursacht weitere Probleme, von denen dann auch die Konsumenten betroffen sind. Die industrielle Produktion von Garnelen erfordert den Einsatz von Pestiziden und Antibiotika, da die unter Dauerstreß stehenden Tiere sehr anfällig für Parasiten und Krankheitserreger sind. In Ecuador wird beispielsweise Chloramphenicol zur Vorbeugung gegen Bakterienerkrankungen eingesetzt, ein Mittel, das in der EU für die Verwendung in der Tierproduktion verboten ist, da es krebserregend ist und zu Knochenmarkverlusten führen kann. In gefrorenen Garnelen aus Asien und Lateinamerika wurden Rückstände von Tetrazyklin gefunden, einem Antibiotikum, das als eine der letzten Reserven für die Behandlung von Menschen gilt. Gelangen Antibiotika durch unkontrollierten Einsatz vermehrt in die Umwelt, gelingt es den Erregern Resistenzen gegen das Medikament zu entwickeln. Langfristig verlieren die Antibiotika so ihre Wirkung zur Bekämpfung von Krankheitserregern.

Weitreichende soziale Folgen

Die durch die Aquakultur entstehenden Schäden an der Umwelt verändern die Lebenssituation der lokalen Bevölkerung tiefgreifend. Der Verlust der Mangrovenwälder ist für die Küstenfischerei besonders schlimm, da der Fischnachwuchs aus den Mangroven ausbleibt. Der Anbau von Reis, dem Hauptnahrungsmittel in Asien, wird durch die Versalzung der Böden vielerorts stark beeinträchtigt. Die großflächige Verbauung der Küstenregionen verwehrt den Menschen häufig den Zugang zu ihren ehemaligen Fischgründen. Wertvolle landwirtschaftliche Flächen werden durch die Produktionsanlagen verbaut. Nach Aufgabe der Farmen sind die Böden meist so verschmutzt, daß eine Regeneration kaum möglich ist. Der erhoffte Wohlstand durch den neuen Industriezweig blieb bisher für den Großteil der Bevölkerung aus. Indischen Umweltgruppen zufolge schafft eine Shrimpsfarm durchschnittlich 15 Arbeitsplätze. Weitere 50 Personen werden benötigt, um die Sicherheit der Anlage zu gewährleisten. Demgegenüber stehen bis zu 50.000 Menschen, die von Landverlust, Entzug ihrer traditionellen Lebensgrundlagen und Ernteeinbußen betroffen sind.



Bis zu 30 Kilogramm Beifang für eine Handvoll Garnelen Unglaublich ineffizient

Die Garnelenfischerei erreichte 1993 mit einer Fangmenge von über zwei Millionen Tonnen den bisherigen Höchstwert. Seitdem sind die Erträge rückläufig. Nahezu alle bekannten, nutzbaren Shrimpsbestände werden bis an maximal mögliche Grenzen ausgebeutet, oft auch darüber hinaus, und es ist unwahrscheinlich, daß weitere bedeutsame Ressourcen in den nächsten Jahren entdeckt werden (FAO 1990).

Die tropische Shrimpsfischerei zielt hauptsächlich auf die Langschwanzkrebse der Gattung Penaeus. Etwa 40 Arten machen den größten Teil der Fänge aus. Der Lebenszyklus dieser Tiere umfaßt eine Jugendphase im Bereich der Küstenzone, häufig in Mangrovengebieten mit Süß- und Brackwassereinfluß, und das spätere Leben in tieferen Meereszonen. Sie sind nachtaktive Bodenbewohner, die sich tagsüber in weichem Untergrund eingraben. Um sie zu fangen, werden Schleppnetze eingesetzt, die den Meeresboden "umpflügen" und die Garnelen mitreißen. Diese Netze haben verheerende Auswirkungen auf das Ökosystem des Meeres. Sie zerstören die fragilen Lebensgemeinschaften am Meeresgrund und gefährden besonders den Nachwuchs verschiedener Fischarten. Die Menge an unerwünschtem Beifang ist dabei außergewöhnlich hoch. Nach Schätzungen der FAO gehen etwa 35 Prozent aller bei der kommerziellen Fischerei anfallenden Beifänge auf Shrimpsfang zurück (FAO 1994). Dies entspricht einer Menge von 9.5 Millionen Tonnen Meeresbewohnern, die tot oder sterbend ins Meer zurückgeworfen werden. Darunter Fische, Seesterne, verschiedene Krebsarten, Muscheln und Tintenfische, aber auch Schildkröten, Robben und Kleinwale. Die industrielle Garnelenfischerei ist damit die derzeit mit Abstand verschwenderischste Form der Fischerei. Im internationalen Durchschnitt kommen auf ein Kilogramm Shrimps 5,2 Kilogramm an ungenutztem Fang. Die Werte variieren, steigen aber für einige Regionen auf 1 : 20 bis 1 : 30 an (FAO 1990).

Bodenschleppnetze kommen hauptsächlich bei den großen Trawlerflotten zum Einsatz. Die wirtschaftliche Attraktivität des Shrimpshandels forcierte den Aufbau solcher, speziell für den Garnelenfang ausgerüsteter Schiffe, die stark motorisiert und mit Kühlkammern ausgestattet, mehrere Wochen auf See bleiben können. Hier machen sie Jagd auf die ausgewachsenen Tiere, die die besten Marktpreise erzielen. Um die Stauräume für die wertvolle Garnelenfracht freizuhalten, werden andere, gleichfalls nutzbare Arten nicht verwertet. Denn gerade in den Ländern der Tropen fängt die industrielle Shrimpsfischerei größtenteils für den Export.

Unter der Expansion dieser Industrie leidet die traditionelle Fischerei der im Küstenbereich ansässigen Bevölkerung. Für die Selbstversorgung und den Bedarf lokaler Märkte ist die Garnelenfischerei in vielen tropischen Ländern bedeutsam und hat eine lange Tradition. Eine Vielzahl von Techniken kommt hier zum Einsatz, die der Beschaffenheit der Küste, dem Wetter und den Jahreszeiten angepaßt sind. Die eingesetzten Boote sind häufig klein und nicht motorisiert, in Lagunen und Kanälen wird zeitweise auch mit fest installierten Barrieren gearbeitet. Auch richtet sich diese Fischerei nicht ausschließlich auf Garnelen, sondern wird häufig mit dem Fang verschiedener Fischarten kombiniert. Fast der gesamte Fang wird genutzt.

Die Einfachheit der Technik hält die Produktionskosten niedrig. Da die Küstenfischerei aber vornehmlich die küstennahen Jungtierbestände nutzt, sind auch die Gewinne geringer. Die gefangenen Exemplare sind kleiner als die Fänge der Industriefischer und der Marktwert entsprechend niedriger ( etwa 1 : 4,5 Dollar pro Kilogramm an der Elfenbeinküste). Das gemeinsame Befischen der begrenzten Shrimpsressourcen durch traditionelle Fischer und Industrie ist seit Jahren Ursache zahlreicher Konflikte. Die Trawlerflotten sind bekannt dafür, daß sie das Fangequipment der Kleinfischerei auf ihren Wegen durch küstennahe Gewässer zerstören. Es besteht die Befürchtung, das Abfischen der Junggarnelen auf ihrem Weg ins tiefe Meer gefährde die Bestände.

Das Wachstum der industriellen Shrimpsfischerei ist für die lokalen Fischer in doppelter Hinsicht problematisch.Viele wirtschaftlich wertvolle Arten werden durch die riesigen Beifangmengen drastisch reduziert. Als Müll über Bord geworfen, fehlen sie sowohl der Kleinfischerei, als auch den auf sie spezialisierten Fangflotten. Doch auch die gelegentliche Vermarktung des ungewollt erbeuteten Überschusses kann sich für die Fischer fatal auswirken. Der Beifang aus den Bodenschleppnetzen überschwemmt mit Dumpingpreisen die lokalen Märkte und bedroht ihre berufliche Existenz.

Neben wirtschaftlichen Einbußen für die Betroffenen stellen industrielle Shrimpstrawler vor allem eine Gefahr für die Artenvielfalt und das ökologische Gleichgewicht der Meere dar. Das unselektive Abfischen bringt viele Meeresbewohner an den Rand der Ausrottung. Das bekannteste Beispiel hierfür sind die Meeresschildkröten. Alle Arten dieser Reptilien werden als in ihrem Bestand gefährdet oder vom Aussterben bedroht eingestuft. Besonders die Echte Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata), von der in den letzten Jahren Millionen für die Produktion von Schildpatt getötet wurden, und die Graue Bastardschildkröte (Lepidochelys kempi), deren Bestand auf nur noch etwa 500 Tiere geschätzt wird, könnten in naher Zukunft auf Restbestände in Schauaquarien dezimiert werden. Die Anzahl der Schildkröten, die in den Schleppnetzen der Garnelenfischer sterben, ist so hoch, daß diese Fangmethode entscheidenden Anteil am Rückgang einiger Bestände hat. So wurde dieser Beifang als die bedeutendste Todesursache für Meeresschildkröten in den USA identifiziert (National Research Council 1992).

Der politische Druck der letzten Jahre bewirkte die Entwicklung von speziellen Auffangsystemen, den Turtle Excluder Devices (TEDs), die den Beifang von Schildkröten, reduzieren sollen. Obwohl der Einsatz solcher Geräte seit 1987 in der US-Shrimpsfischerei vorgeschrieben ist, stößt er noch bei vielen Garnelenfischern auf Kritik (FAO 1994). Sie befürchten einen Rückgang der Fangerträge und Beschädigungen der Ausrüstung. Nach Jahren der Entwicklung arbeiten die TEDs mittlerweile recht erfolgreich. Unter günstigen Bedingungen können etwa 90 Prozent der Schildkröten den Netzen entkommen und auch die Beifangrate anderer mariner Arten kann, abhängig von Fangzeit und Region, um bis zu 60 Prozent reduziert werden.

Um die Verwendung der TEDs international voranzutreiben, verhängten die USA 1996 ein Einfuhrverbot für Garnelenprodukte aus einigen asiatischen Staaten, darunter Thailand und Indien. Die Fangflotten dieser Länder verwenden die TEDs bisher nicht. Über die Rechtmäßigkeit dieses Verbots wird zur Zeit bei der World Trade Organisation (WTO) verhandelt. Thailand macht dabei geltend, daß bereits mehr als die Hälfte seiner Shrimpsproduktion keine Wildfänge sind, sondern aus Zuchtfarmen stammen. Im März diesen Jahres unterlagen die USA in der ersten Instanz. Sollte das WTO-Schiedsgericht diese Entscheidung in der zweiten Instanz bestätigen, dann müssen die Importbeschränkungen aufgehoben bzw. Schadensersatz geleistet werden.



Eine Frage des guten Geschmacks
Shrimpsfarmen - zerstörte Landschaften für den kulinarischen Kick

von Marcus Hardtke

"Ich glaube, daß jene, die Shrimps konsumieren - und es sind die Reichen der industrialisierten Länder, die Shrimps essen - zur gleichen Zeit auch das Blut, den Schweiß und die Nahrung der armen Menschen in der Dritten Welt zu sich nehmen."

Diese Worte eines indischen Menschenrechtlers beschreiben treffend den heutigen Zustand einer Industrie, deren zerstörerische Wirkung auf tropische Küsten bekannt und berüchtigt ist. In den siebziger Jahren als preiswerte Eiweißversorgung für die Länder der Dritten Welt propagiert und durch internationale Organisationen im großen Stil gefördert, hat sich die industrielle Garnelenproduktion zu einem Multimillionen-Dollar Geschäft entwickelt, mit fatalen Folgen für Mensch und Natur.

Mit einem jährlichen Handelswert von mehr als sechs Milliarden US Dollar sind die großen Garnelenarten, gemessen an ihrem Marktpreis, die wertvollste aller lebenden marinen Ressourcen. Sie sind international begehrte Luxusartikel und die Nachfrage steigt ständig. Besonders für Entwicklungsländer ist der Handel mit der hochwertigen und teuren Produktgruppe eine bedeutende Devisenquelle. Indien beispielsweise, der siebtgrößte Fischexporteur der Welt, verkaufte 1995/96 Meerestiere im Wert von 1,1 Milliarden US Dollar. 60 Prozent des Exporterlöses stammten aus der Shrimpsproduktion.

Als Antwort auf wachsende Märkte und steigende Preise in den Industrienationen entwickelte sich seit den fünfziger Jahren eine industrielle Shrimpsfischerei in Lateinamerika, Afrika und Asien. Von Regierungsseite und ausländischen Investoren massiv unterstützt, vergrößerten sich die Fangflotten rasch. Die hohen Gewinnspannen und die Exportorientierung des Garnelenhandels machen dieses Geschäft auch für internationale Kreditgeber als Mittel zur Schuldentilgung interessant. So fördert die Weltbank seit den achtziger Jahren den Ausbau der industriellen Garnelenzucht mit Millionenkrediten. Infolge solcher Anstrengungen konnte die Weltproduktion von 1980 bis 1991 um 57 Prozent gesteigert werden. Etwa ein Drittel der internationalen Shrimpsernte - circa 900.000 Tonnen - geht in den internationalen Handel. Mehr als 90 Prozent davon landen auf den Tischen von Feinschmeckern in den USA, Japan und der EU.

Während die USA und Japan seit langem die Hauptimporteure von tropischen Garnelen sind, bevorzugten die Verbraucher in der EU bisher eher die Kaltwasserarten der nördlichen Meere. Die Überfischung dieser Bestände und Preissenkungen für tropische Shrimps bewirkten, daß sich diese Produkte seit Anfang der neunziger Jahre auch in Europa dauerhaft am Markt etablierten. Hauptexporteure sind vor allem die Länder Südostasiens, China, Indien und Ecuador. Da auch die Erträge ihrer Fangflotten aufgrund der Übernutzung der Bestände vielerorts sinken, forcieren diese Staaten mehr und mehr den Aufbau der kommerziellen Garnelenzucht. Die Steigerungen der Produktion in den letzten Jahren sind vor allem auf den Ausbau der Shrimp-Aquakultur zurückzuführen.

Betrug der Anteil der in Shrimpsfarmen gezüchteten Tiere an der weltweiten Produktion 1980 nur 5,3 Prozent, waren es 1995 bereits 27 Prozent. Es ist zu erwarten, daß in wenigen Jahren die Hälfte des internationalen Marktes durch Garnelen aus Aquakultur gedeckt werden wird. Die Produktion tropischer Garnelen verteilt sich zur Zeit auf drei Großräume : Die Länder Südostasiens bedienen heute über 60 Prozent des Marktes. Bereits 1991 dominierte der südostasiatische Raum mit 51 Prozent der Weltproduktion (372 000 Tonnen) den internationalen Markt. Die Währungseinbrüche der letzten Monate zeigten kaum Auswirkungen auf die Shrimpsindustrie, da diese Branche ihren Zahlungsverkehr fast ausschließlich in US-Dollar abwickelt. Auch in Indien und Bangladesh wird seit Beginn der neunziger Jahre der Ausbau der industriellen Aquakultur vehement vorangetrieben. In der westlichen Hemisphäre verzeichnen einige Staaten Lateinamerikas starke Produktionszuwächse. Marktführer ist hier Ecuador (vergl. Meyerhöfer, in Ökozidjournal Nr.10).

Die Aufzucht von Garnelen in küstennahen Teichanlagen oder saisonal überfluteten Reisfeldern hat eine lange Tradition in den Tropen. Seit Jahrhunderten nutzen die Menschen in den Küstenregionen Shrimpslarven, die durch Gezeiten und Strömungen eingespült werden. Die Aufzucht erfolgte häufig in Kombination mit anderen Krebstieren oder Fischen. Besonders in Asien war der Wechsel zwischen Reisanbau und der Aufzucht von Garnelen ein wichtiger Bestandteil der lokalen Nahrungssicherung. Die mit dieser Methode erzielten Erträge waren eher gering und hauptsächlich für die Eigenversorgung oder die örtlichen Märkte bestimmt. Mit der Entwicklung intensiver Aufzuchtverfahren eröffneten sich neue Möglichkeiten für die Shrimpskultur. Zusätzliche Fütterungen, künstlicher Wasseraustausch und eine höhere Jungtierkonzentration in speziell angelegten Teichen bewirkten gewaltige Ertragssteigerungen. Ausgehend von Taiwan, das als erstes Land die kommerzielle Garnelenzucht einführte, verbreiteten sich intensive Zuchtmethoden rasch an vielen geeigneten Standorten im südostasiatischen Raum.

Mehrere Faktoren begünstigten die Entwicklung von der Subsistenzwirtschaft zu hochmoderner Agrarindustrie. Im Zuge der "Blauen Revolution" propagierte in den siebziger Jahren die UN-Ernährungsorganisation (FAO) den Ausbau der Aquakultur. Auf der Suche nach Lösungen für die Ernährungsprobleme einer wachsenden Weltbevölkerung galten Zuchtgarnelen als echte Alternative für die Eiweißversorgung der Länder des Südens. Die steigende internationale Nachfrage nach hochwertigen, cholesterinarmen Zuchtshrimps bewirkte jedoch, daß heute fast ausschließlich für den lukrativen Exportmarkt produziert wird. Die Exportquote für gefrorene Garnelen liegt in Thailand bei ca. 94 Prozent und in Indonesien bei 96 Prozent (Uthof 1995). Zuchtanlagen wurden häufig in einen bestehenden Verbund von Produktions,- Absatz- und Dienstleistungsunternehmen integriert und Neugründungen durch günstige Darlehen erleichtert. Damit einher ging der Aufbau einer Futtermittel- und Verarbeitungsindustrie, die den Zuchtbetrieb weiter vereinfachte.

Die Zuchterfolge beim Giant Tiger Shrimp, Penaeus monodon, einer Schlüsselspezies für die Aquakultur, beschleunigten das Wachstum dieser Industrie und machten Südostasien seit Mitte der achtziger Jahre zum bedeutendsten Produktions- und Exportzentrum für Zuchtgarnelen.

Thailand ist heute der größte Produzent von Aquakulturgarnelen. Der neue Wirtschaftszweig traf hier auf besonders günstige Bedingungen und entwickelte sich mit rasanter Geschwindigkeit. Noch 1970 bestand die thailändische Shrimpsindustrie größtenteils aus kleinen, extensiv bis halb-intensiv wirtschaftenden Betrieben an der nördlichen Golfküste. Sie verwendeten nur heimische Garnelenarten, die in geringen Bestandsdichten und mäßiger Zusatzfütterung mit Abfallfisch gehalten wurden. Mit dieser Technik wurden jährlich circa 5000 Tonnen erzeugt (Dallimore 1997). In den achtziger Jahren wurde die Shrimpsproduktion mit Hilfe taiwanesischer Zuchttechnologie stark intensiviert. Diese modernste Form der Garnelenzucht ist von natürlichen Zyklen weitgehend unabhängig. Sie ermöglicht riesige Besatzdichten und die höchsten Erträge pro Hektar, ist aber durch ihre Struktur, Monokultur und Massentierhaltung auf engstem Raum sehr störanfällig. Unbedingt erforderlich sind die ständige Kontrolle der Wasserqualität, die Verwendung von speziellem Futter und zusätzliche Luftzufuhr. Um eine Überdüngung und den Ausbruch von Krankheiten zu vermeiden, werden täglich bis zu 30 Prozent des Wassers in den Zuchtbecken ausgetauscht.

Trotz derartiger Schwierigkeiten entstanden neue Farmen fast über Nacht an der gesamten Golfküste Thailands. Die Ertragssteigerungen und neuen Absatzmärkte im In- und Ausland sorgten dafür, daß intensiv wirtschaftende Betriebe bereits nach ein bis zwei Jahren hohe Gewinne einbrachten. Diese Aussichten veranlaßten sowohl Fischer und Kleinbauern als auch internationale Kapitalgesellschaften, in die Garnelenzucht zu investieren. Mit Steuererleichterungen und günstigen Darlehen förderte die thailändische Regierung den Kapitalfluß in die bis dahin strukturschwachen Küstengebiete. Das Geschäft mit den Krustentieren versprach enorme Profite. Reisfelder und Fischbecken wurden ungeachtet ihrer Eignung in Zuchtbecken umgewandelt.

In dieser Situation war an eine Regulierung oder Kontrolle der Entwicklung nicht zu denken. Die oft unsicheren Besitzverhältnisse erleichterten illegale Landnahmen im "Niemandsland" der Mangrovenwälder - auch Naturschutzgebiete wurden nicht verschont. Das Risiko war gering, denn selbst wenn es zu durchsetzbaren, gerichtlichen Entscheidungen gegen die Betreiber kam, reichte die Dauer des Verfahrens im allgemeinen aus, um die Betriebe in die Gewinnzone zu bringen (Uthoff 1995). Viel häufiger war der Ausbruch von Krankheiten in den Zuchtstämmen der Anlaß, Anlagen nach nur wenigen Ernten wieder aufzugeben und an anderer Stelle neu anzulegen. Fehlende Fachkenntnisse und kurzfristige Gewinnmaximierung kennzeichnen diese als "rape and run" bekannt gewordene Vorgehensweise, die in weiten Gebieten entlang der flachen Küsten des Golfs von Thailand dauerhafte Umweltschäden hinterließ.

In den späten achtziger Jahren verursachten Virusepedemien ein Massensterben unter den Zuchtshrimps und hatten die Schließung zahlreicher Farmen zur Folge, vor allem in den nördlichen Küstenregionen. ähnlich wie in Taiwan, wo die Produktion innerhalb eines Jahres von 100.000 auf 30.000 Tonnen fiel und sich seitdem nicht mehr erholte, bewies sich auch in Thailand die Empfindlichkeit großer Monokulturen und hoher Bestandsdichten gegenüber Störungen. Auch die Produktionstätten in China, Indonesien und in Indien haben mit diesen Problemen zu kämpfen. Um eine möglichst hohe Wasserqualität zu erreichen, setzen viele Züchter neuerdings auf die Chlorung und anschließende Entchlorung des Austauschwassers. In Thailand konzentriert sich die Produktion heute auf einige sehr intensiv wirtschaftende Betriebe an der Südostküste. Nachdem 1995 Rekorderträge von 220.000 Tonnen erzielt werden konnten, führten Seuchen wie "Yellow head", "White spot syndrome" und andere Virusinfektionen erneut zu Produktionseinbrüchen. Die weitere Steigerung der Erträge pro Hektar konnte die Rückgänge nicht ausgleichen. 1996 betrug die thailändische Produktion etwa 178.000 Tonnen (Dallimore 1997).

Trotz regionaler Unterschiede ist die Entwicklung der Shrimpsindustrie in Thailand weitgehend mit der in anderen Tropenländern vergleichbar. Zwar wurde bisher in keinem anderen Land ein derart hoher Intensivierungsgrad erreicht - in Thailand werden mittlerweile 85 Prozent der Zuchtanlagen intensiv bewirtschaftet - aber die Ausgangssituation und die Rahmenbedingungen entsprechen in vielen Ländern denen von Thailand in den achtziger Jahren. Auch die auftretenden Probleme und Folgeschäden sind identisch. Thailändische Unternehmen exportieren ihre Biotechnologie und sind bemüht, neue Gebiete in den Nachbarländern zu erschließen, so in Indonesien, den Philippinen und Malaysia. Besonders Kambodscha und Vietnam, wo bisher extensive Zuchtmethoden vorherrschten, sind von Interesse.

Die durch die Shrimpsindustrie verursachten Schäden sind ebenso vielschichtig wie weitreichend. Sie bedeuten tiefgreifende Einschnitte in die ökologischen, sozialen und ökonomischen Gefüge der betroffenen Gebiete, wobei die Art der Schädigungen vom Grad der Zuchtintensität abhängig ist (vergl. Häberle, in Ökozidjournal Nr.13).

Die offensichtlichste Auswirkung von Shrimpsfarmen ist die großflächige Vernichtung der Mangrovenwälder. Dieser, von weiten, flachen Küstenzonen im Grenzgebiet zwischen Süß- und Salzwasser geprägte Lebensraum, bietet ideale Bedingungen für die Anlage von Zuchtbetrieben. Da Küstenmangrovenwälder zudem in den meisten Ländern als wirtschaftlich wertlos gelten und preiswertes Staatseigentum sind, steigen die Abholzungsraten. Die expandierende Shrimpsindustrie trug entscheidend dazu bei, daß in den letzten Jahren bereits mehr als die Hälfte der tropischen Mangrovenwälder zerstört wurde (FAO 1995). Schätzungsweise eine Million Hektar Land beansprucht die Garnelenproduktion weltweit. Hunderte von Kilometern natürlicher Küstenvegetation wurden dazu in Monokultur-Aquafarmen umgewandelt, mit teilweise dramatischen Auswirkungen auf Menschen und Natur.

An der Schnittstelle zwischen Land und Meer übernimmt das Ökosystem Mangrovenwald wichtige Funktionen für die angrenzenden Lebensräume. Es ist eng vernetzt mit den Lebensgemeinschaften der vorgelagerten Korallenriffe und Seegraswiesen, die es vor übermäßigem Sedimenteintrag schützt, während es gleichzeitig als natürlicher Küstenschutz für das Inland dient. Die Bedeutung von intakten Mangrovenwäldern für den Küstenschutz zeigte sich 1991 auf dramatische Weise. Damals starben in Bangladesh tausende Menschen durch eine Flutkatastrophe. Am schwersten traf es die Gebiete, in denen Shrimpsfarmen die Mangroven ersetzt hatten. Studien ergaben, daß bei einer vergleichbaren Sturmflut im Jahr 1960, vor der Vernichtung des Mangrovenpuffers, keine Verluste an Menschenleben zu beklagen waren.

Darüber hinaus sind die Mangroven Nahrungsquelle und Lebensraum für viele Fischarten, Muscheln und Krebstiere. Als Laichgrund und Lebensraum für Jungfische sind sie extrem wichtig. Wandernde Arten und viele Bewohner der Hochsee nutzen in bestimmten Lebensphasen den Schutz der Mangrovenwälder. Auch zahlreiche Vogel- und Reptilienarten profitieren vom reichhaltigen Nahrungsangebot.

Eine Zerstörung oder Fragmentierung der Wälder führt zu verstärkter Erosion und zu Landverlusten im Küstenbereich. Gleichzeitig kann Salzwasser ins Hinterland vordringen und den Naturhaushalt vollständig verändern. Die Anlage von Shrimpsfarmen führt immer auch zu erhöhten menschlichen Aktivitäten und verstärkter Ausbeutung der natürlichen Ressourcen in den bis dahin meist unberührten Gebieten, was weitere Gefahren und Folgewirkungen für das Ökosystem nach sich zieht. Wird eine Zuchtfarm nach einigen Jahren wieder aufgegeben, sind die Verschmutzungen und die Verdichtung des Erdreiches häufig so gravierend, daß eine natürliche Regeneration nur schwer möglich ist. Dies trifft besonders auf intensiv bewirtschaftete Betriebe zu. Übrig bleibt eine Schlammwüste im Mangrovensumpf.

Doch nicht nur die direkte Zerstörung gefährdet die Natur in der Umgebung von Shrimpsfarmen. Garnelen sind als schlechte Futterverwerter bekannt. Große Teile der Nahrung verrotten ungenutzt am Boden der Becken und zwingen zum ständigen Wasseraustausch. Zur Versorgung von halb-intensiv und intensiv bewirtschafteten Garnelenbecken werden darüber hinaus enorme Mengen an Süß- oder Brackwasser benötigt, um Salzgehalt, Wasserstand, und Sauerstoffniveau zu regulieren. Dies führt rasch zu einer Absenkung und Versalzung des Grundwassers und zu Störungen des hydrobiologischen Gleichgewichts. Die Böden der Zuchtbecken und die umliegenden Flächen versalzen. Die Vegetation wird geschädigt.

Das Auspumpen des verbrauchten Wassers aus den Becken zieht ebenfalls negative Effekte nach sich. Angereichert mit organischem Material verändert es die Umweltbedingungen und Lebenszyklen in den umgebenden Gebieten. Verschmutzung und Eutrophierung der Küstengewässer sind die Folge. Im Golf von Thailand verursachten die Einleitungen eine großflächige Giftalgenblüte.

Die Massentierhaltung erzeugt darüber hinaus weitere Probleme. Die Produktion unter Extrembedingungen erfordert den Einsatz von Pestiziden und Fungiziden. Die unter Dauerstress stehenden Tiere - bis zu 300.000 Exemplare auf weniger als einem Hektar - sind sehr anfällig für Parasiten und Krankheiten. Innerhalb kurzer Zeit kann eine Infektion den gesamten Garnelenbestand töten. Über das Austauschwasser infizieren sich die benachbarten Betriebe. Als Gegenmittel verwenden die Züchter prophylaktisch u.a. große Mengen von Antibiotika, von denen 70 - 80 Prozent letztlich in die Umwelt gelangen (Greenpeace 1995). Die Auswirkungen dieser freigesetzten Substanzen auf das marine Leben sind noch weitgehend unbekannt. Sicher ist jedoch, daß sich langfristig die Resistenz der Erreger erhöht und die Medikamente auch für den menschlichen Gebrauch ihre Wirkung verlieren.

Die intensiven Zuchtanlagen gefährden als Brutstätte von Krankheiten natürlich auch die Wildpopulationen der Garnelen. Dies ist gerade für Shrimpszüchter problematisch, da sie für die Auffrischung ihrer Bestände auf Garnelen aus der Natur angewiesen sind. Sie fangen Larven oder Jungtiere aus Wildpopulationen zur Aufzucht in den Becken oder halten wilde Weibchen in speziellen Brutanlagen, um eigene Zuchtstämme aufzuziehen. In einigen Ländern führte die Befischung des Nachwuchses zu Zuchtzwecken bereits zu starken Fangeinbußen der Hochsee- und Küstenfischerei. Im Kampf gegen Virusinfektionen wird zur Zeit versucht, mit Hilfe der Gentechnologie resistente Arten zu entwickeln. Was die Freisetzung derart veränderter Organismen oder der im Chemiecocktail der Zuchtbecken möglicherweise entstandenen Mutationen in der Umwelt bewirken kann, ist noch unbekannt.

Erst auf den zweiten Blick werden die Gefahren deutlich, die durch die wachsende Futtermittelindustrie entstehen. Intensive und halb-intensive Zucht basieren größtenteils auf der Verfütterung von Fischmehl, dessen verheerende Auswirkungen auf die ökologie der Meere und die Fangerträge der Fischerei hinlänglich bekannt sind. Neben den Verlusten der Küstenfischer durch den Massenfang zur Fischmehlproduktion sind es aber auch die Fabriken selbst, die durch Abwässer die Küstengebiete vergiften und ihren Brennstoffbedarf durch Abholzung der Mangrovenwälder decken - und so die Umweltprobleme der Region weiter verstärken.

Die durch den Ausbau der Aquakultur entstehenden Umweltschäden verändern auch tiefgreifend die Lebenssituation der lokalen Bevölkerung. Die traditionellen Dorfstrukturen sind den Lebensbedingungen der Küstenregionen angepaßt und vom Erhalt der natürlichen Ressourcen abhängig. Naturzerstörung bedeutet entsprechend fast immer auch die Vernichtung der Lebensgrundlagen der Menschen. Dies gilt besonders für die Mangrovenwälder, die für die dörflichen Gemeinden von existenzieller Bedeutung sind. Fast jeder Bereich des täglichen Lebens basiert auf Rohstoffen aus den Wäldern. Sie liefern Baumaterial für Häuser und Boote, Faserstoffe, Brennholz und sind wichtige Nahrungsquellen. Die Kleinfischerei basiert in hohem Maße auf dem Fischnachwuchs aus den Mangroven. Krabben, Schalentiere, Nutzpflanzen, Honig und sogar Medikamente gewinnt die ansässige Bevölkerung aus diesem Lebensraum. Gerade die ärmsten Bevölkerungsschichten sind als Fischer und Muschelsammler vollständig vom Ökosystem Mangrovenwald abhängig (Meyerhöfer 1995).

Paradoxerweise kommt es in einigen Gegenden sogar zu einer Eiweißunterversorgung : Die bisherigen Ressourcen wurden zerstört und die teuren Zuchtgarnelen sind für die lokale Bevölkerung unerschwinglich. In Ecuador beispielsweise erreichen die Fangerträge der Küstenfischerei aufgrund der Shrimpsfarmen nur noch 10 bis 20 Prozent der früheren Menge (Accion Ecologica 1997).

In Thailand zeigten sich die Auswirkungen einer "Goldrauschstimmung" (Dallimore 1997). Die außerordentlichen Gewinne der ersten Jahre sorgten für hohe Löhne und einen Zuzug von Wanderarbeitern an die Küsten. In kürzester Zeit entstand eine Futtermittel- und Verarbeitungsindustrie, die einen Boom in allen Bereichen der lokalen Wirtschaft auslöste. Die negativen Folgen wurden schnell sichtbar: Der Massenzuzug überforderte die lokale Infrastruktur. Straßen, Wasserversorgung und Kanalisation waren, soweit überhaupt vorhanden, dem Ansturm nicht gewachsen. Slumähnliche Siedlungen entstanden, Malaria und Cholera breiteten sich aus. Der ständig wachsende Straßenverkehr wurde ebenso zum Problem wie die steigende Kriminalität und das Auseinanderbrechen des sozialen Gefüges. Das Nebeneinander von schnellem Reichtum, Armut und der Hoffnung auf ein besseres Leben verstärkten Alkoholkonsum, Prostitution und Glücksspiel. Da der Zusammenbruch der Zuchtfarmen meistens nur eine Frage der Zeit war, war auch der erhoffte Wohlstand nur von kurzer Dauer. Zurück blieben meist zerstörte Landschaften und soziale Probleme.

Trotz solcher Szenarien erreichten die Konflikte in Thailand bislang nicht die Schärfe wie in anderen Ländern, wo oft mit massiven Menschenrechtsverletzungen gegen die Küstenbewohner vorgegangen wird. Allein im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh sollen innerhalb von drei Jahren 48.000 Menschen aus ihren Dörfern an der Küste vertrieben und so zur Migration in die Städte gezwungen worden sein. Rechtlich möglich wird diese Vernichtung von Lebensgrundlagen durch die Umwandlung ungeschützter gemeinschaftlicher Nutzung von Staatsland in Privateigentum. Gewohnheitsrechtliche, traditionelle Ansprüche werden dabei ignoriert.

Seit Beginn der neunziger Jahre, mit der öffnung des Marktes für ausländische Investoren, fördert die indische Regierung die Ansiedlungen von Shrimpsfarmen. Mindestens tausend Kilometer indischer Küste wären für Aquakulturen geeignet. Das größtenteils in Staatsbesitz befindliche Land wird zum Verkauf angeboten. Da die Küstengemeinden in den meisten Fällen das Geld nicht aufbringen können oder mit dem Versprechen auf Arbeit und Wohlstand geködert werden, geht der Zuschlag an fremde Investoren. Diese wandeln Mangrovenwald und Reisfelder in Teichanlagen um und umzäunen die oft viele Hektar großen Gebiete. Der Bevölkerung erschweren diese Anlagen den Zugang zu Straßen und Nachbarorten und machen kilometerlange Umwege erforderlich. Gewaltsame Auseinandersetzungen um die Nutzung der Strandzone zwischen Fischern und Züchtern sind an der Tagesordnung (vergl. Hünnighaus, in Ökozidjournal Nr.13).

Die Farmen beeinträchtigen die Nahrungsmittelversorgung und Erwerbstätigkeit in der gesamten Region. Nicht nur die Teichflächen sind für eine landwirtschaftliche Nutzung über viele Jahre unbrauchbar, auch umliegende Agrarflächen sind durch Versalzungprozesse, Chemikalien und das Absinken des Grundwassers gefährdet. Der Mangrovenverlust und giftige Abwässer schaden der Fischerei. Krankheiten und Allergien treten, besonders bei Kindern, vermehrt auf. Die sozialen Auswirkungen der Zerstörung machen indische Umweltgruppen an einem Modell deutlich. Danach entstehen auf jeder Shrimpsfarm durchschnittlich 15 Arbeitsplätze. Weitere 50 Personen werden benötigt, um die Sicherheit der Anlage zu gewährleisten. Demgegenüber sind 50.000 Menschen von Landverlust, Entzug ihrer traditionellen Lebensgrundlagen und Ernteeinbußen negativ betroffen (Shiva 1995).

Angesichts der möglichen Gewinne dieses Geschäfts werden die Grenzen zur Illegalität schnell überschritten. Aus Indien, aber auch aus anderen Teilen der Welt ist bekannt, daß Polizeibehörden und staatliche Entscheidungsträger eng mit den Farmbetreibern zusammen arbeiten, wenn es um die Vergabe von Landtiteln und die Beseitigung von Widerspruch geht. Straftaten bis hin zu Mord werden gedeckt und die Betroffenen systematisch eingeschüchtert. Mit dem Einsatz von Bulldozern und bewaffneten Wächtern wird die Bevölkerung vor vollendete Tatsachen gestellt.

In Ecuador, das bereits den größten Teil seiner Mangrovenwälder an die Shrimpsfarmen verloren hat, ist die widerrechtliche Landaneignung besonders gravierend. Nach offiziellen Angaben sind 75 Prozent der Farmanlagen illegal, werden aber von den örtlichen Behörden stillschweigend toleriert (Accion Ecologica 1997). Auch im südlichen Bangladesh sorgten Bestechungsgelder dafür, daß die Ermittlungen zum Tod von mehr als hundert Menschen, die bei Konflikten mit Garnelenzüchtern ums Leben kamen, eingestellt wurden (ISA Net).

Die fatalen sozialen und ökologischen Auswirkungen der industriellen Shrimpsproduktion belegen drastisch, daß sich die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllt haben. Dies hat auch die FAO erkannt und erarbeitet einen Kriterienkatalog zum verantwortungsvollen Umgang mit Aquakulturen. Weiterhin wird in der Nutzung mariner Ressourcen ein wesentlicher Ansatz zur Lösung globaler Ernährungsprobleme gesehen. In Zeiten rückläufiger Fischereierträge gilt die Aquakultur als Produktionsform der Zukunft. Gegenwärtig entwickelt sich die Shrimp-Aquakultur allerdings mehr und mehr zum Großverbraucher von Protein. Im Jahr 2000 werden 20 Prozent des weltweit erzeugten Fischmehls in Garnelenzuchtfarmen verfüttert werden und damit den Druck auf die Fischbestände weiter erhöhen. Das Produktionsverhältnis beträgt in etwa 3 : 1. Das heißt, daß zur Herstellung von einem Kilogramm Shrimps drei Kilogramm tierisches Eiweiß eingesetzt werden (ASW 1997). Hinzu kommt, daß die Zuchtbetriebe auch die Wildbestände keineswegs entlasten. Allein der Larvenfang beinhaltet oft die fünfzigfache Menge an Beifang und gefährdet so auch andere Krebstier- und Fischarten.

Immer deutlicher zeigen sich auch die indirekten Folgekosten, die eine kommerzielle, exportorientierte Garnelenzucht für viele Länder zu einem volkswirtschaftlichen Verlustgeschäft werden lassen. Einbußen in anderen Wirtschaftsbereichen wie Fischerei und Landwirtschaft, Verelendung in den Städten als Folge der Landflucht und nicht zuletzt enorme Kosten für den früher oder später notwendigen Küstenschutz relativieren das Kosten- Nutzen-Verhältnis drastisch. Nach Schätzungen der FAO beziffert sich allein der Verlust an fruchtbarem Boden auf mehrere hundert Millionen US Dollar (FAO 1997).

Angesichts der betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen scheint eine Lösung der Probleme nur schwer vorstellbar. Die FAO sieht das "nomadic farming" als Strukturelement der Shrimpszucht. Das heißt im Klartext, daß die Betreiber keinerlei Verantwortung für nachhaltige Produktion übernehmen müssen. Sobald sich an einem Standort die Zucht nicht mehr lohnt, zieht man einfach weiter. Die ökologischen und sozialen Folgekosten, die gerade unterprivilegierte Gesellschaftsgruppen belasten, läßt man der örtlichen Bevölkerung zurück.

All diese Faktoren machen die industrielle Shrimp-Aquakultur in ihrer jetzigen Form zu einem Paradebeispiel für eine nicht nachhaltige Entwicklung. Und der gegenwärtige Trend zur Ausbreitung der Aquakultur setzt sich trotz aller Probleme unvermindert fort. Internationale Entwicklungsbanken fördern in Kooperation mit Regierungen weiterhin die Neuansiedlung von Zuchtfarmen in den Tropen. Aufgrund niedriger Kosten und billiger Arbeitskräfte drängt die Shrimpsindustrie zur Zeit verstärkt nach Lateinamerika und Afrika (Heblik 1997). Mittlerweile findet man diese Farmen in mehr als 50 Ländern.

Angesichts der katastrophalen Folgen der Shrimpsfarmen formiert sich inzwischen erheblicher Widerstand. Aus allen Teilen der Welt wird von Protesten und Demonstrationen gegen die Ausbeutung der Ressourcen und die Vertreibung lokaler Bevölkerung berichtet. In Ecuador und Indien haben die Betroffenen bereits erfolgreich interveniert und haben auch international Aufmerksamkeit erregt. Den bisher größten Erfolg erzielte die indische Widerstandsbewegung im Dezember 1996, als der oberste Gerichtshof des Landes alle Zuchtfarmen innerhalb einer 500 Meter Zone entlang der Küste für illegal erklärte. Dies betrifft etwa 90 Prozent der Anlagen. Grundlage der Entscheidung ist ein Gesetz zum Küstenschutz. Ob es allerdings jemals zu Entschädigungszahlungen kommen wird, bleibt fraglich, da die indische Garnelenlobby, aufgeschreckt durch das Urteil, Ausnahmegesetze für Shrimpsfarmen durchsetzen will. Weniger erfolgreich ist man in anderen asiatischen Ländern, wo jede Form von Kritik gewaltsam unterdrückt wird, beispielsweise in Indonesien.

Die Formulierung von Umweltgesetzen in den Produzentenländern reicht im Übrigen bei weitem nicht aus, um die Situation zu verbessern. In Thailand gibt es solche Gesetze seit geraumer Zeit und auch in Ecuador ist der Holzeinschlag in Mangrovengebieten seit 1994 verboten (Cherrez Accion Ecologica 1997). Es fehlt aber an staatlichem Interesse und an Möglichkeiten zur Durchsetzung dieser Vorschriften. Auch FAO-Richtlinien zum verantwortungsvollen Umgang mit Aquakulturen sind relativ wertlos, wenn sie nicht einmal bei international finanzierten Entwicklungsprojekten Anwendung finden.

Umwelt- und Menschenrechtsgruppen fordern deshalb als ersten Schritt ein globales Moratorium für die weitere Expansion kommerzieller Shrimpsfarmen und eine Bestandsaufnahme der bisherigen Schäden. Die Verantwortung liegt hier auch bei den Hauptimportländern von tropischen Shrimps, den Vereinigten Staaten, Japan und der Europäischen Union. Von dieser Seite müssen wesentlich deutlichere Signale und Stellungnahmen zur Durchsetzung einer nachhaltigen, natur- und sozialverträglichen Produktion erfolgen, zu der sich diese Staaten doch in vielen Übereinkommen verpflichtet haben.

Dem EU-Markt kommt eine besondere Bedeutung zu, da hier der Verbrauch tropischer Garnelen ständig steigt.Gerade in Deutschland findet man zunehmend Gefallen an den Riesengarnelen, die mittlerweile in fast jedem Supermarkt relativ günstig zu bekommen sind und deren Konsum in den letzten Jahren zweistellige Zuwachsraten aufwies (Meschke 1997). Hier ist nicht zuletzt der Endverbraucher gefordert, Verantwortung zu zeigen. Obwohl es bisher keine Herkunftsnachweise für tropische Shrimps gibt, darf es als sicher gelten, daß das Angebot hierzulande aus Raubbau stammt. Eine umweltverträgliche Shrimpsproduktion für den Exportmarkt ist nicht in Sicht. Auch der Garnelenfang ist in diesem Zusammenhang keine umweltschonende Alternative, trotz des sporadischen Einsatzes von TEDs (s. Kasten). Zu deren Entwicklung haben übrigens massive Verbraucherproteste in den USA maßgeblich beigetragen. Um auch ein Zeichen gegen die Vernichtung von Lebensräumen durch die industrielle Shrimpszucht zu setzen, kann nur empfohlen werden, den Boykottaufrufen aus dem Süden (u.a. von Accion Ecologica, Ecuador und Campaign against Shrimp Industries, Indien) zu folgen und auf diese Produkte zu verzichten.

Literatur :

  • ACCION ECOLOGICA, Ecuador (1997) : Die Shrimpsindustrie, in Newsletter Nr.31
  • AKTIONSGEMEINSCHAFT SOLIDARISCHE WELT e.V. (1997) : ASW Test : Shrimps, Fragwürdige Leckerbissen
  • CHOLUTECA DECLARATION on unsustainable shrimp aquaculture (1996)
  • DALLIMORE, JOHN (1997) : A review of the Shrimp Aquaculture in Thailand, J.D.& Associates, Hamburg
  • FAO (1995) : Code of Conduct for Responsible Fisheries, Rom
  • FAO (1995) : Committee on Fisheries, World Fisheries : Problems and Prospects, 21st session
  • FAO (1997) : Technical Guidelines for Responsible Fisheries 5, Aquaculture Development
  • FAO (1990) : Fisheries Technical Paper 261 Rev.1, Tropical shrimp fisheries
  • FAO (1985) : Fisheries Technical Paper 270, A bio-economic model of sequential artisanal and industrial shrimp fisheries
  • FAO (1994) : Fisheries Technical Paper 339, A global assesment of fisheries bycatch and discards
  • GREENPEACE INTERNATIONAL (1995) : Coastal aquaculture in the context of CBD
  • GREENPEACE INTERNATIONAL (1997) : Industrial shrimp aquaculture
  • HäBERLE, KARL-HEINZ (1997) : Garnelen nagen an der Landschaft, in Ökozidjournal Nr.13
  • HEBLIK, DANIELA (1997) : Mangroven - Waldsterben im Gezeitentakt, in Akzente 2/97
  • HÜNNINGHAUS, ANKE (1997) : Exportorientierung contra Nachhaltigkeit, in Ökozidjournal Nr.13
  • INDUSTRIAL SHRIMP ACTION NETWORK (1997) : Mission statement, Santa Barbara,Kalifornien
  • MESCHKE; FELIX (1997) : Soziale und ökologische Folgen der Garnelenzucht, Wittener Jahrbuch für ökonomische Literatur 1997, Metropolis-Verlag Marburg
  • MEYERHöFER, MICHAEL (1995) : Gedeckter Tisch im Fiebersumpf, in Ökozidjournal Nr.10
  • MINISTRY OF AGRICULTURE, India : Guidelines for sustainable development and management of brackishwater aquaculture
  • ROSENBERRY, BOB (1996) : Shrimps weltweit -ein Überblick, in FischMagazin 1-2/96
  • SHIVA, VANDADA (1995) : Peoples Summit, St Mary`s University, Halifax
  • Shrimps Tribunal Online : http://www.earthsummitwatch.org/shrimp/
  • UTHOFF, DIETER (1995) : Garnelenkultur in Südostasien, Deutscher Geographentag 93/95

Quelle: Ökozidjournal 16 (Bezug, ARA, August-Bebel-Str. 16-18, 33602 Bielefeld)


Pro REGENWALD letzte Änderung: 30. April 2010